Skip to main content

Schmuckkästchen statt Dornröschenschlaf


David Hein, Warsteiner Anzeiger, 17.1.22

Das Haus Viktoria war einst das Juwel von Dortmunder Jugendfreizeiten, doch das Waldhaus aus der Nachkriegszeit ist mittlerweile spürbar in die Jahre gekommen. Durch eine Menge ehrenamtliches Engagement fangen der Bilsteintalverein und „Viktoria mit Herz“ nun an, das Gebäude auf einen neuen, zeitgemäßen Stand zu bringen. Dazu sind natürlich auch Finanzmittel nötig.

Eine dünne Nebeldecke liegt an diesem sonnigen Januarmorgen über dem Bilsteintal. Noch ist hier im Wildpark nicht viel los, es scheint, als würden selbst die Tiere noch im „Winterschlaf“ sein. Schon lange überwunden haben diesen aber einige Menschen am Haus Viktoria, das sich „im Graben“ zwischen Waldspielplatz und Wildschweingehege befindet. 1950 erbaut diente dieses zunächst als „Zechenerholungsheim“, ehe es in den 1980ern von einer Jugendfreizeitgruppe, begleitet von dem aus Warstein stammenden Pfarrer Friedrich Enste (mittlerweile im Ruhestand), genutzt wurde. Die Gruppe reiste seitdem immer häufiger „ins Viktoria“, die Jugendfreizeiten wurden zur Tradition und das Haus Viktoria so etwas wie eine zweite Heimat für die Ruhrgebietler, die 2020 den Verein „Viktoria mit Herz“ gründeten, der sich nun um die Fortführung Reisen ins Sauerland kümmern will.

Doch inzwischen ist das Haus in die Jahre gekommen, mit einer umfassenden Renovierung soll die Herberge umfassend saniert werden. Zwei Jahre sollen die Arbeiten in etwa dauern. Nach ersten Schätzungen belaufen sich die Kosten auf etwa 240 000 Euro, zum Großteil, rund 155 000 Euro, aus „Leader“-Fördermitteln des sogenannten „5verBundes“ finanziert.

Bernd Belecke, Vorsitzender des Bilsteintalvereins, ist zwischen den etwa ein Dutzend aus Dortmund angereisten Helfern und den Akteuren des heimischen Vereins der Koordinator. Mithilfe eines Grundrisses versucht er, die zahlreichen geplanten Änderungen des neuen Projektes zu erläutern: Elektrik, Brandschutz, Decken, Veränderungen in den Sanitärräumen. Es klingt nach einer erneuten Mammutaufgabe, der sich der Verein, seit Januar 2021 Pächter des Gebäudes, entgegenwirft. Demnach wird bald auch Platz für den Waldkindergarten im Haus sein, drei Räume sollen „am besten“ bis nach den diesjährigen Herbstferien bezugsbereit sein, so Belecke euphorisch. Zudem solle das umgebaute „Waldhaus Viktoria“ mit etwa 50 Betten auch Platz für beispielsweise Schulklassen oder Naturgruppen bieten, für die in der näheren Umgebung ein Programm auf die Beine gestellt werden soll. Im Außenbereich wird die Einfahrt verbreitert und neu geschottert, ein Teil des Daches wird neu gedeckt und neue Regenwasserrinnen befestigt. Durch eine Rampe soll das Haus Viktoria ebenfalls ein Stück barrierefreier werden. Ein fest installierter Löschwasserbehälter soll zur Erfüllung der Brandschutz-Auflagen installiert werden.

Beim Gang durch die spärlich ausgestatteten Zimmer zeigt sich besonders der Jugendherbergs-Stil des Hauses, der auch nach der Renovierung beibehalten werden soll. Die letzte Jugendfreizeit fand hier „vor Corona“ statt, auch deshalb ruhte das Gebäude ein bisschen im „Dornröschenschlaf“, aus dem es im letzten Jahr erweckt wurde: Eine neue Gasheizung ersetzte die alte, bislang musste „im Viktoria“ noch mit Kohle geheizt werden, damit war 2021 Schluss. Auch Teile des Daches wurden bereits erneuert. In der Küche wird derweil ausgeschlachtet: Zwischen alten Schränken und fast schon historischen Röhrenfernsehern findet sich allerhand Kram, der nun wegtransportiert oder im Keller eingelagert wird.

Gerne gesehen werden beim Bilsteinverein auch Unterstützer, sei es handwerklich oder finanziell. Belecke: „Wir müssen trotz alledem einen Eigenanteil von 85 000 Euro tragen, das ist in Corona-Zeiten doch schon eine Summe.“ Mögliche Material- oder Dienstleistungs-Kostensteigerungen aufgrund der Pandemie könnten zudem zu einem Hindernis werden. Durch die Corona-bedingten Auflagen beim Betrieb von Waldwirtschaft und Tropfsteinhöhle habe man ebenfalls Einbußen, man würde aber auch dort viel auf Eigenleistung und Ehrenamt setzen, so Belecke. Somit sei nach der Renovierung der Jugendherberge und der Etablierung des Waldkindergarten auch das dritte Projekt in kurzer Zeit ein weiterer Anreiz für ihre Arbeit. Warum? Das sei schließlich „Herzenssache“, erklärt Belecke schließlich mit einem Lächeln