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„Mächtiges Schulterklopfen“


Bilsteintal-Verein zieht positive Bilanz mit steigenden Zahlen / Neue Projekte geplant

Das Bilsteintal ist bereits ein Erfolgsmodell. Doch auch wenn die Besucherzahlen in der Tropfsteinhöhle, im Wildpark und auf dem Bogenparcours steigen und die Umsätze in der vom Verein betriebenen Waldwirtschaft steigen, das engagierte Team aus Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen arbeitet weiter an Verbesserungen für Warsteins Touristen-Magnet, wie die Mitglieder jetzt in der Jahreshauptversammlung erfuhren. Und eines wurde dabei auch klar: „Das hier ist kein Kindergarten“, wie 2. Vorsitzender und Geschäftsführer Bertram Mestermann in seinem Jahresbericht erläuterte, sondern ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehreren einhundertausend Euro. Dass diese Firma unter Vereinsregie tadellos geführt wird, zeigten aufwändige Betriebsprüfungen im Berichtsjahr: „Wir mussten keinen Cent nachbezahlen“, so Mestermann – weder ans Finanzamt noch an die Rentenkasse.

Eine wichtige Einnahmequelle für den Betrieb ist die Tropfsteinhöhle: „Die Corona-Delle haben wir gut kompensiert“, so das Fazit von Bertram Mestermann. Die 45 836 Besucher vor Corona in 2019 wurden auf 47 143 in 2022 gesteigert. „Unser Ziel für 2023 ist es, die 50 000 zu knacken“, so Betriebsleiterin Lena Hoffeld. Aktuell lägen die Besucherzahlen von Januar, Februar und April „schon etwas über denen aus 2022“. Besonders erfreulich aus Sicht des Vereins: Gab es früher Monate mit nur sehr wenigen Besuchern, so hat sich inzwischen ein „Grundrauschen“ mit durchgehenden Umsätzen eingestellt. Nach wie vor aber sind die Oster-, Sommer- und Herbstferien die besucherstärksten Zeiten, an denen man oft an die (Parkplatz-)Grenzen kommt: „Wenn es voll ist, ist es voll“, so Bertram Mestermann, „irgendwann ist Ende.“

Und doch arbeiten die Bilsteintaler mit neuen Ideen an einer weiteren Steigerung der Zahlen. Für die Tropfsteinhöhle wurden Audioguides bestellt, an sieben Stationen gibt es in Kürze informationen auch in Englisch oder Niederländisch. Zudem hat Lena Hoffeld mit ihrem Team ein neues Angebot speziell für Grundschulklassen kreiert: „Auf den Spuren von Hirsch und Luchs“ und „Unterirdische Tropfsteinwelten“ lauten die beiden ganz neuen Pakete, für die die erste Buchung bereits kurz nach der Veröffentlichung einging. „Die Umweltbildung soll als Schwerpunkt deutlich ausgebaut werden“ – und das für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Dazu soll der Seminarraum in der Alten Jugendherberge ausgebaut werden, im noch in der Renovierung befindlichen Waldhaus Viktoria sollen Übernachtungsmöglichkeiten auch für Gruppen und Schulklassen geschaffen werden. Buchbar sind Angebote im Tal inzwischen nicht nur klassisch per Telefon, sondern auch über die neu gestaltete Internetseite: Jeden Tag kommen über das Anfrageformular Nachfragen und Buchungen – besonders beliebt dabei sind die Luchsfütterungen und die „Höhle plus“.

Auch für den 2020 eröffneten Bogenparcours sieht man „noch ‘ne Menge Potenzial“. Nach 197 Erwachsenen und 31 Kindern im ersten Jahr notierte man für 2022 692 und 78 in der Statistik. „Die Zahlen sind hochgeschossen“, freute sich Bertram Mestermann, verwies aber auch auf ein Problem: „Wir brauchen noch Guides“, also Leute, die bei Gruppenangeboten den Umgang mit Pfeil und Bogen vermitteln. Und weil das mit dem Ehrenamt nicht leistbar ist, werden die Mitarbeiter auf dem Bogenparcours wie auch im Höhlenbetrieb oder in der Waldwirtschaft bezahlt. Unterm Strich lohnt sich das zusätzliche Angebot für den Bilsteintalverein, die Anfangsinvestitionen hat man längst wieder eingespielt. Mit neuen Fantasyfiguren soll die Attraktivität weiter gesteigert werden. Eine „große Nachfrage“ konnte Beisitzer Wolfgang Landfester, der die Buchungen des Bogenparcours verwaltet, aus dem Bereich der Kursangebote vermelden: „Kleine und auch große Firmen buchen diese Angebote.“ Und das Fazit falle stets positiv aus: „Alle sind begeistert.“ Bedingt durch die Fantasyfiguren habe man ein ein Alleinstellungsmerkmal in der weiten Umgebung. Und damit lockt man nicht nur Gäste aus der näheren Umgebung an: „Wir kurbeln damit auch den Tourismus an“ , so Lena Hoffeld: „Wir hatten vor einigen Tagen eine Anfrage aus Thüringen, die dann auch wissen wollten, wo man denn dann übernachten könne…“

Einfache Übernachtungsmöglichkeiten soll es auch bald wieder im Bilsteintal geben – nicht in der inzwischen zum Besucher- und Informationszentrum ausgebauten Alten Jugendherberge, sondern im Waldhaus Viktoria. Doch aktuell „beherbergt“ das alte Zechenerholungsheim nur Bauarbeiter von Firmen und aus dem Verein. „Da hat sich einiges getan“, so Vorsitzender Bernd Belecke im Rückblick auf drei goße Wassertanks als Brandschutzauflage, ein teilweise neues Dach, eine neue Heizung und noch viele andere Arbeiten. Die sind längst noch nicht abgeschlossen, aber trotzdem besteht die Hoffnung, dass der Waldkindergarten vom forum jugendarbeit im Herbst in den einen Gebäudeteil einziehen kann. Im anderen Teil soll dann die Übernachtungsmöglichkeit geschaffen werden, unterstützt mit einer 280 000 Euro-Leader-Förderung. „Die Kalkulation wird nicht ausreichen“, so der Vorsitzende mit Blick auf die letzten Preissteigerungen. Stemmen werde man das aber trotzdem irgendwie, zumal auch hier das Interesse bereits dokumentiert wurde: „Die erste Buchung ist schon da“, so Belecke, der sich erfreut darüber zeigte, dass neben dem Dortmunder Verein „Viktoria mit Herz“ als vorheriger und auch zukünftiger Dauernutzer auch noch andere Gruppen im Tal übernachten möchten.

Dass nicht nur im Unternehmensbereich des Bilsteintals Geld bewegt wird, zeigte Schatzmeister Burkhard Ströcker bei seinem Bericht über die verschiedenen Vereinskonten. Besonders erfreulich aus seiner Sicht war das „sehr hohe Spendenaufkommen“ von rund 33 500 Euro im Jahr 2022 – in der Summe ermöglichten „ein paar große, aber auch viele, viele kleine Spenden“ Investitionen in Verbesserungen und Verschönerungen im Tal. Die Mitgliederzahl sei auf 282 leicht angestiegen, hier wünscht sich Ströcker weiteren, deutlichen Zuwachs.

Zuwachs erhofft sich Bernd Belecke ebenfalls – aber nicht nur für die Mitgliederzahlen, sondern auch für die Zahl engagierter Mitglieder: „Wir kriegen noch alles gestemmt, aber es ist eng“, so der in der Versammlung wiedergewählte Vorsitzende: „Es wäre schön, wenn ein paar Leute mehr ins Rad packen.“ Das gilt insbesondere für die drei großen Veranstaltungen des Vereins. Beim Frühlingsfest in diesem Jahr am 1. Mai sei die Resonanz wieder sehr gut gewesen, der Umsatz auch. „Das Tal profitiert enorm davon“, so Belecke, „denn hier bleibt Geld übrig zur Verschönerung.“ Am letzten Sonntag in den Sommerferien steht immer der Abenteuertag im Kalender. Hier präsentieren sich nicht nur die Bilsteintaler, sondern mit verschiedensten Aktionsangeboten auch viele andere Vereine. Auch hier gilt: „Das wird immer gut angenommen, da ist das Tal voll.“ Auch hier höre man immer wieder: „Unglaublich, dass das alles umsonst ist.“ Während im Wildpark auf Eintritt verzichtet wird, müssen für die Höhle Eintrittskarten erworben werden – und natürlich auch für Events darin: Im Oktober dieses Jahres wird wieder das „Leuchtende Bilsteintal“ angeboten, bei dem die Tropfsteine von mehr als 1500 Teelichtern illuminiert werden. 2022 läutete man mit dem Event wie geplant die Glühweinsaison ein, aber etwas anders als gedacht: „Es war wunderschön, die Bäume waren noch belaubt und man konnte nett auf der Terrasse der Waldwirtschaft sitzen und Glühwein trinken“, so Bernd Belecke. Auch hier war das Fazit positiv nach „einem bombigen Besuch und einem bombigen Glühweinverkauf“: „Das hat sich fürs Tal richtig gelohnt.“

Ob der vielen Erfolge gab es vom Vorsitzenden auch einen „herzlichen Dank“ an alle Beteiligten – angefangen bei den besonders engagierten Kümmerern im Tal bis hin zu den nicht minder motivierten Angestellten: „Alle gemeinsam lassen wir eine Sache entstehen, auf die wir stolz sein können“, so Bernd Belecke. „Die Besucher sagen uns immer wieder, was wir machen, ist gelungen und attraktiv. Da wird uns mächtig auf die Schulter geklopft.“ Auch weiterhin warte „Arbeit, Arbeit, Arbeit“ auf alle – „aber es lohnt sich…“

Warsteiner Anzeiger, Christian Clewing, 13.05.2023